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Einheit in der Vielfalt (e pluribus unum)
Bei der geplanten Navigation mittels eines GPS-Empfängers auf dem Motorrad gibt es einige Aspekte zu berücksichtigen, die bei anderen Einsatzgebieten nicht, oder nur in abgeschwächter Form wichtig sind. Viele Motorradfahrer gehören zu den zivilen GPS-Anwendern der ersten Stunde und haben im Laufe der Jahre oft sehr individuelle Verfahren der Verwendung für sich gefunden. Eine generelle Empfehlung für ein bestimmtes Gerät oder auch nur eine bestimmte Methode der Routenplanung ist daher nicht möglich, lediglich einige Besonderheiten und Randbedingungen sind festzuhalten. Womit ein Motorradfahrer dann später in der Praxis glücklich wird, hängt von seinen ganz eigenen Vorstellungen und Anforderungen ab und kann sehr unterschiedlich ausfallen.
Harte Ware für harte Jungs (und Mädels)
Ein Motorrad stellt einen erheblich raueren Verwendungsort dar als der gedämpfte, klimatisierte und wesentlich mehr von der Außenwelt entkoppelte Innenraum eines PKWs. Je nach Bauart und Zylinderzahl können Motorräder mehr oder weniger starke Vibrationen erzeugen. Fahrer und Maschine sind den Einwirkungen des Wetters stärker unterworfen, Regen, Hitze, Staub und Wind können nahezu ungehindert auf alle Bauteile und natürlich auch auf Anbauteile wie GPS-Geräte einwirken.
Daher sind zunächst besondere Anforderungen bezüglich der Robustheit und Wetterfestigkeit des Gerätes zu stellen, die von Hause aus von dezidierten Outdoorgeräten besser erfüllt werden, als von beispielsweise eher für die Büroumgebung gedachten PDA-Lösungen. Obwohl es selbstverständlich auch Motorradfahrer gibt, die --schon im Besitz eines PDA-- diesen zu einem mehr oder weniger tauglichen System ausgebaut haben, ist doch generell vor allem Anfängern von einer solchen Lösung abzuraten.
Die Karte im Tankrucksack hat (fast) ausgedient
Obwohl für die GPS-Navigation nicht zwingend Geräte mit Kartendarstellung erforderlich sind, ist deren Komfortgewinn für den Motorradfahrer doch so bedeutend, dass man sie nur nachdrücklich empfehlen kann. Für welches Gerät man sich letztlich entscheidet, ist oft das Ergebnis eines langen, von individuellen Erwägungen und Vorlieben geprägten Prozesses. Eine unbedingte Empfehlung kann man daher nicht aussprechen. Jedoch haben sich auf dem Motorrad in erster Linie die Geräte der Firma GARMIN durchgesetzt, die auch von einigen großen Motorradherstellern wie BMW oder Yamaha als Zubehör angeboten werden. Erwähnenswert hier besonders die Baureihen QUEST, 26/27XX und vor allem das 276C, das unter Motorradfahrern viele begeisterte Anwender gefunden hat, so auch den Autor dieses Artikels. Alle diese Geräte bieten auch Sprachausgabe, die jedoch nicht von allen GPS-Verwendern auf dem Motorrad geschätzt und genutzt wird. Umso wichtiger ist diesen Benutzern dann ein möglichst großes und brillantes Display.
Rühr mich [nicht] an (noli me tangere)
Einige Geräte lassen sich über einen Touchscreen bedienen. Deren unbestreitbarer Komfort (es lassen sich für jede Situation die jeweils wichtigen Funktionen auf Softkeys legen und man muss sich nicht durch starre, fest an Bedientasten gebundene Menüs arbeiten) wird bei einigen neuen Geräten, beispielsweise dem TomTom Rider, sogar speziell für Motorradfahrer beworben. In der Praxis berichtet die Mehrzahl der Anwender aber eher von Problemen und Fehlbedienungen durch die obligatorischen Schutzhandschuhe und die dadurch verringerte Zielgenauigkeit beim Zugriff auf die Bildschirm-Schaltflächen. Auch die zwangsläufig stärkere Verschmutzung des Bildschirms durch die häufigen Berührungen scheint dessen Ablesbarkeit nicht förderlich zu sein. Einige Benutzer sind jedoch mit der Touchscreenbedienung hoch zufrieden und haben keine Schwierigkeiten. Man muss also vorher gründlich ausprobieren, ob einem persönlich ein solches System liegt.
In Treue fest
Weiterhin gilt es, besonderes Augenmerk auf eine feste, sichere Montage des GPS an der Maschine zu legen. Das Gerät sollte sich im Blickfeld des Fahrers befinden, ohne jedoch die Sicht auf Instrumente oder Rückspiegel zu behindern. Zudem sollte sich das GPS-Gerät in bequemer Reichweite des Fahrers befinden, da unter Umständen im Betrieb Einstellungen notwendig werden können. Die Halterung sollte stabil sein und gleichzeitig flexibel zu verstellen. Die Bildschirme der Geräte neigen je nach Sonneneinstrahlung mehr oder weniger stark zu Reflexionen, die die Ablesbarkeit beeinträchtigen können. Schon eine kleine Änderung des Betrachtungswinkels kann hier Entscheidendes bewirken. Manche Benutzer schwören auf Displayschutzfolien, wie sie auch bei Handy- und Kameradisplays verwendet werden. Sie sollen die Bildschirme vor Kratzern schützen und versprechen durch eine mattierte oder anderweitig gestaltete Oberfläche auch eine entspiegelnde Wirkung. Es darf jedoch nicht vergessen werden, dass bei einer zusätzlichen Folie zwischen Bildschirm und Auge ein gewisser Helligkeitsverlust unvermeidlich ist
Glücklicherweise gibt es für die zumeist eingesetzten Gerätetypen in Bezug auf verbreitete aktuelle Motorräder inzwischen so etwas wie Standardlösungen. Erwähnenswert sind hier vor allem das universelle Baukastensystem von RAMMOUNT oder die speziell entwickelten Halter von TOURATECH, die es sogar in abschließbarer Form und für stark vibrierende Motorräder auch schwingungsentkoppelt gibt. Touratech widmet diesem Aspekt sogar besondere Aufmerksamkeit und bietet speziell überarbeitete Geräte an, deren Platinen vergossen sind, um Schäden durch losvibrierte Bauteile zu verhindern. Toutatech-Halterungen gibt es auch für manche GPS-Geräte mit eingebauten Kontakten für einen Anschluss des Geräts ans Bordnetz der Maschine. Befindet sich das Gerät in der Halterung, wird es automatisch extern mit Energie versorgt. Das führt uns direkt zum wichtigen Thema:
Energieversorgung
Fast alle für die Verwendung auf dem Motorrad geeigneten GPS-Geräte verfügen über einen eigenen Energievorrat durch fest eingebaute oder wechselbare Akkus, manche lassen sich auch mit Standardbatterien betreiben. Die hiermit erzielbaren Laufzeiten sind sehr unterschiedlich und werden zusätzlich durch das Nutzerverhalten stark beeinflusst. Besonders stark schlägt hierbei die Hintergrundbeleuchtung zu Buche. Man sollte sich daher vorab gründlich informieren, was vom bevorzugten Gerät in dieser Hinsicht zu erwarten ist und auch die Erfahrungsberichte anderer Nutzer genau studieren. Unter Berücksichtigung der Länge der durchschnittlichen eigenen Tagesetappen kann es notwendig werden, das Gerät an die bordeigene Stromversorgung anzuschließen. Bei manchen Geräten ist das direkt und problemlos möglich, da sie mit den heute bei Motorrädern gebräuchlichen 12 V betrieben werden können. Andere benötigen einen geeigneten Konverter, da sie nur mit einer geringeren Spannung arbeiten. Einige Geräte, wie die eTrex-Baureihe, lassen sich sogar nur über einen USB-Anschluss fremdspeisen. Die 26/27xx von Garmin verfügen überhaupt nicht über einen eingebauten Akku, was zum Betrieb fernab des Fahrzeugs, zur Planug im Hotelzimmer beispielsweise, eine zusätzliche externe Spannungsquelle erfordert. Einige Benutzer empfinden das als Ausschlußkriterium, andere stört das hingegen überhaupt nicht.
Naviboard GPS-Forum widmet dem wichtigen Aspekt der Montage eine eigene Rubrik "Welches GPS am Motorrad und wie Befestigen?", deren Lektüre hier ausdrücklich empfohlen wird.
Wohin fahren wir denn heute? Mach du mal nen Vorschlag! Immer ich!
Im Gegensatz zu den meisten Autofahrern, wollen Motorradfahrer keineswegs schnellstmöglich von A nach B gelangen, sondern das Fahren an sich ist für sie das Wichtigste. Der Weg ist das Ziel. Dieser Weg soll nun über wenig befahrene Nebenstraßen, durch landschaftlich attraktive Gebiete und über möglichst kurvige und möglichst große Höhenunterschiede überwindende Straßen führen. Das sind Anforderungen, die weit über das Vermögen der meisten Kartenprogramme hinausgehen. Daher ist als zweite Säule der GPS-Navigation auf dem Motorrad neben der Geräteauswahl die Möglichkeit, Routen am heimischen PC zu planen, von großer Wichtigkeit. Zumeist sollen die dabei entwickelten Routen auch für spätere Verwendung archiviert werden und die beim Abfahren tatsächlich zurückgelegte Strecke in Form von Tracks aufgezeichnet werden. Garmin-Geräte bringen beispielsweise hierfür das Programm MapSource mit, das die vorhandenen Karten, geplante Routen, Wegpunkte und auch aufgezeichnete Tracks verwalten kann und auch für den Austausch derselben mit dem GPS-Gerät zuständig ist. GPS-Karten sind immer Vektorkarten und für den vorherigen Benutzer von reich mit Informationen versehenen Papierkarten erscheinen diese karg und spartanisch ausgestattet. Viele Motorradfahrer benutzen daher weitere Programme wie TTQV oder Fugawi, die Rasterkarten darstellen können. Eine Übertragung dieser Karten auf das GPS-Gerät und deren Verwendung ist aber (außer bei PDA-Lösungen) nicht möglich. Nur Routen,Tracks und Wegpunkte können übertragen werden. Der seit einigen Jahren erhältliche Motorrad-Tourenplaner versucht unter Einbeziehung der Erfahrungen von Lesern und Redakteuren der Zeitschrift "MOTORRAD", die besonderen Anforderungen der Motorradfahrer an die Streckenführung zu berücksichtigen und ist prinzipiell auch bei der Erstellung von Rundtouren nützlich. Die Ergebnisse sind jedoch unbearbeitet mit Vorsicht zu genießen und bedürfen der genauen Kontrolle, bevor sie auf das Gerät übertragen und abgefahren werden können. Daher gibt es inzischen einige, größtenteils privater Initiative zu verdankender Zusatzprogramme, die solche Routen aufbereiten, filtern und konvertieren können.
GPS-Navigation auf dem Motorrad - ein komplexes und vielfältiges Thema. Unübersichtlich und verwirrend für den Neuling. Wenn dieser sich aber erstmal für ein Gerät entschieden hat und die Anfangsschwierigkeiten überwunden sind, wird er feststellen, was für eine Bereicherung und Erleichterung diese Technik für das geliebte Hobby darstellt und sie nicht mehr missen wollen. Have fun!
Links:[INDENT]Besonders zu empfehlende Linksammlung von Peter Roosen rund ums Thema GPS
Touratech Navigation
TTQV-Planungssoftware
FUGAWI
RAMMOUNT-Halterungen[/INDENT]