In der vergangenen Woche konnte ich auf einer ausgedehnten Tour durch Süddeutschland, Tirol und Gardasee-Gegend Erfahrungen mit dem SLX-350 von Pearl machen.
Vorweg: Die Bedienungsanleitung ist extrem dürftig. Die meisten Dinge muß man durch Versuch und Irrtum rausfinden. Hier sollte man sich mal bei Pearl auf den Hintern setzen und ein ergänzendes PDF zum download anbieten. Ist doch nicht so schwer....
Befestigt habe ich das Gerät mit dem mitgelieferten Kugelkopf und einem selbstgebauten GFK-Teil, beides hielt klaglos. Die mitgelieferte Lenker-Klemme kann ich an Stummel-lenkern nicht verwenden.
Das BT-Headset bringt eine Klemm-Halterung mit, ich habe mich aber für selbstklebendes Klettband entschieden, hält ebenso. Das Headset hat zwei Lautsprecher und einen überflüssigen, recht klobigen Schwanenhals, der sich nicht abnehmen läßt. Ließ sich trotzdem einigermaßen problemlos in einen Helm mit festem Polster einbauen. Mein Helm ist recht laut, trotzdem ist die Lautstärke des Headset bis ca 130 km/h ausreichend.
Das Navi selbst ist wasserdicht, was man vom Headset-Außenteil nicht behaupten kann. Nach ca 2 h in nicht sehr starkem Regen verabschiedete es sich mit kläglichen piepsen und flackern der LEDs. Nach einer Nacht Trocknen auf der Heizung im Hotel funzte es wieder einwandfrei. - Bastelarbeit aus Fahrradschlauch oder Silikon-Gussmasse ist angesagt.
Die Stromversorgung fürs Navi habe ich der Einfachheit halber mit Abzweig-Steckern ans Standlicht angeklemmt, mit Licht fährt man sowieso.
Nebeneffekt: Nach dem Abstellen des Mopeds (beim Tanken) bietet das Navi eine Art Schlafmodus an. Nachteil ist, dass danach manchmal (anscheinend zeitabhängig) die Verbindung zum BT-Headset verloren geht. Abhilfe: Beim Tanken auf Parklicht schalten, Navi bleibt an, BT-Verbindung bleibt stehen.
Die Wegführung selbst klappte in Deutschland und Österrreich durchweg prima, die Ansagen kamen rechtzeitig und eindeutig, wir kamen fehlerfrei durch. In Italien sah das ganze durchwachsener aus. Durch div. Städte wurden wir trotz Berufsverkehr und Baustellen nervenschonend durch- bzw am Stadtrand entlanggelotst.
Im Gebirge In Italien leistete sich das Navi aber üble Fehler:
Manchmal wurde zum Abbiegen aufgefordert, wenn es gar keine Abzweige gab, viele Kreisverkehre waren als Kreuzungen eingezeichnet.An mehreren Abzweigen auf Pass-Straßen wurden gar keine, falsche oder missverständliche Abbiege-Kommandos gegeben, unmittelbar nach dem (falsch geratenem) Abbiegen ertönte ein "neu berechnen", damit war Umkehren angesagt; auf Pass-straßen kein Spaß.
Die Kommentare meiner Mitfahrer waren dagegen eindeutig!
Auffallend war jedenfalls, dass solche Dinger nur in Italien passierten, liegt wohl an schlampigem Kartenmaterial.
Dazu muss ich sagen, dass ich auf die Durchsagen im Helm angewiesen war.
Durchs Mopped bedingt muß ich das Gerät recht niedrig und damit flach auf dem Lenkkopf montieren, dadurch reflektiert das Display sehr stark. Auf dem Display ist schon bei mäßiger Sonne nicht viel zu erkennen. Das Sonnenschirmchen an der Halterung ist eindeutig zu kurz. Hier ist Bastelarbeit in GFK angesagt (Der Winter kommt).
Beim Planen von Touren sollte man eine Karte 1:300 000 zu Hand haben. Beim Setzen von Wegpunkten muß man darauf achten, dass der automatisch erzeugte Wegpunkt manchmal deutlich neben der benutzten Durchgangsstraße liegt und das Navi dann schon mal eine kleine Ortsrunde einplant. Man kann/sollte den Wegpunkt aber schon beim Planen manuell korrigieren, besonders, wenn man einen Weg "über die Dörfer" geplant hat um Großstädte zu umfahren. Bei Sammelgemeinden aus mehreren Weilern kann die Abweichung ziemlich lang sein. Fährt man absichtlich den Wegpunkt nicht genau an, bleibt es stur und will zum Punkt zurückführen. Man kann zwar bei laufender Tour Wegpunkte nachtäglich löschen, dazu sollte man aber anhalten...
Bei den eingebauten Planungshilfen vermisse ich Motorrad-Optionen wie z.B. "Städte meiden", "Hauptverkehrsstraßen meiden", lediglich Autobahnen, Fähren, Mautstraßen und unbefestigte Wege kann man gezielt ausschließen.
Die Software "IgoPrimo" bietet wohl reichlich Möglichkeiten zum Feintuning, damit habe ich mich aber noch nicht befasst.
Isgesamt stellt das slx350 eine brauchbare Alternative zu den teuren Brüdern dar, die meisten Schwierigkeiten lassen sich gut handhaben.
Beste Grüße Helmut