Hallo,
ich war vergangene Woche drei Tage auf Dienstreise (Seminar) im hintersten Niederbayern und hab mein Rennrad mitgenommen, da am Freitag schon gegen Mittag Schluß war. Also habe ich so eine knappe 100 km-Runde ins Auge gefaßt, nach einem Track aus dem Internet. Die Runde sollte also nach drei Stunden locker durch sein.
Da ich die Gegend nicht kannte - allenfalls ein paar größere Orte dem Namen nach - und die Route die Misthaufen, Kuhställe und Feldkreuze der Gegend abklapperte, war ich ganz auf mein GPS angewiesen. Die Route habe ich mit ein paar Wegpunkten noch während des Seminars am Laptop schnell zusammengeklickt, und auf das GPS geladen. Natürlich habe ich nicht geprüft, was das GPS aus der geplanten Route macht. Papierkarte hatte ich mir keine gekauft. Für unwahrscheinliche Notfälle habe ich mir einen notdürftigen Schwarz-Weiß-Ausdruck vom Routenverlauf gemacht und eingesteckt.
Gegen 11:30 saß ich dann auf dem Rad, meine Runde sollte also locker bei Tageslicht zu schaffen sein. Die unbekannte Landschaft haben mich das Novembergrau schnell vergessen lassen. Dann, nach 20 km die erste unangenehme Überraschung: mein GPS meinte mich sinnlos mehrere Kilometer eine Straße hin und wieder zurück schicken zu müssen. Anschließend zeigte es sich weiter verwirrt und als ich in einem Dorf auch noch gegen seine Anweisungen falsch abgebogen bin, ist es total ausgestiegen - es ließ mich in einer Wohnsiedlung im Kreis fahren und wäre ohne meine Intervention da nicht mehr raus gekommen. Also Papierausdruck raus und das nächste Ziel identifiziert und in die Richtung gesteuert.
Nach einiger Zeit hat sich mein GPS wieder gefangen und ich bin brav wieder seinen Anweisungen gefolgt. Irgendwann - ich hatte kein Gefühl mehr, wo ich war und wo Norden ist (Novembergrau) - bin ich stutzig geworden. Die markante Kapelle kenn ich doch! An der Trackaufzeichnung war zu sehen, daß mich mein GPS wieder im Kreis geführt hatte - und zwar eine richtig große Schleife. Also wieder meinen Papierfetzen rausgeholt und einen Wegweiser gesucht.
Derlei Seltsamkeiten - wenn auch nicht mehr ganz so schlimme Eskapaden - gab es noch mehrere. Aber immerhin bin ich auf meiner Runde voran gekommen, wenn auch nicht so schnell, wie gedacht. Zickzack-Kurs und das ewige Hügel rauf und runter hatten den Schnitt gedrückt.
Irgendwann hat sich mir aber ein neues Ungemach angekündigt: eine Kirchturmuhr hatte eine bedenkliche Zeigerstellung - keine 1,5 Stunden mehr bis zum Sonnenuntergang, kein Licht mit und noch keine 2/3 der Runde absolviert!! Also jetzt darf nicht mehr schief gehen! Und zum Glück war der Rest der Runde mit gutem Speed zu bewältigen und das GPS hat sich manierlich benommen, so daß ich um 16:45 bei einsetzender Dämmerung wieder zurück war.
Zuhause dann die Trackanalyse: es waren nicht die geplanten knapp 100 km, sondern fast 150 km. Ich hatte zu wenige Wegpunkte gesetzt und zusammen mit von mir übersehenen Abbiegehinweisen hat sich diese wilde Routenführung ergeben.
Tja, wer zu sehr auf die Technik vertraut, kann was erleben!