Die Topo D 2010 zeigt erneut, wie aufwändig es ist, den Ansprüchen nach "autorouting" gerecht zu werden.
So stolpert auch Garmin, und hier, so darf man annehmen, auch wegen des erheblichen Konkurrenzdrucks, durch den Autoroutingdschungel. Lässt sich sogar dazu verleiten übereilt ein Produkt auf den Markt zu werfen, welches u.a. den Radfahrer im Kreisverkehr links herum routet.
Wenn man am Kiosk die diversen Outdoor-Zeitschriften durchblättert, aktuelles Beispiel "aktiv Radfahren Spezial -Schönes Wochenende -" und dort auf Artikel zum Thema GPS trifft, so wird in den Gerätetests offensichtlich ganz selbstverständlich davon ausgegeangen, das die GPS-Dinger für den Fahrradlenker genau so funktionieren wie die Navis im PKW.
Geht das nicht, so ist das Urteil schlecht. Geht es anscheinend doch (Zufall), so sind die Tester begeistert. Beispiel für seriös, fachlich qualifiziert, oberflächlich oder einfach nur meinungsbildend: Der Oregon-300 läuft nach Feststellung durch oben genannte Zeitschrift mit einer Batterieladung über 40 Stunden !
In keinem der Berichte fand ich bisher eine Differenzierung oder eine Auseinandersetzung über die Problemstellung einer autoroutingfähigen Karte für den Einsatz im Outdoorbereich.
Hier zum Nachdenken: Welche Daten müssen von dem normalen Wanderweg durch den Schwarzwald vorliegen, um alle Autoroutingfordernde zu beglücken ?
Annahme für 1 km Wegstück irgendwo am Feldberg:
Der Weg führt zunächst über einen 3,5 Meter breiten Forstweg, verläuft dann über einen "einspurigen" Abschnitt mit einigen Wurzelpassagen, danach folgt eine Bachüberquerung, der Bach führt jahreszeitabhhängig mal mehr oder weniger bis überhaupt kein Wasser. Eien Brücke existiert nicht, gelegentlich legen Wanderer größere Steine ins Wasser damit die Füße trocken bleiben. Es folgt eine, wegen eines umgestürzten Baumes und damit verbundenem Erdrutsch, engere Stelle, ca. 40 cm ist der Durchlass breit. Danach geht es über eine Naturtreppe etwa 20 Meter sehr steil nach unten, bis man über eine Weide und durch zwei Viehsperren hindurch wieder auf eine Forststraße gelangt.
Das alles sollte unter Berücksichtigung der Jahreszeiten für diesen Wegabschnitt im Navigerätchen als Information hinterlegt sein.
Nur dann könnte man beim Autorouting einigermassen unterscheiden:
- Wandergrüppchen, sportlich
- Wandergrüppchen, Firmenausflug
- Wandergrüppchen, Familie mit Kindern, welche gelegentlich aus dem Kinderwagen heraus genommen werden, damit sie ihre ersten Schrittchen im Wald tun können.
- Wandergrüppchen, Ausflug Seniorenheim
- Familie mit Zwillingskinderwagen
- Rollstuhlfahrer
- MTB-Fahrer, blond und nicht blond
- MTB-Downhillfahrer
- MTB-Tourenfahrer
- MTB-Neuling
usw.
Das wären die Anforderungen an autourouting ausserhalb des Straßennetzes.
Die Dinger im PKW funktionieren deswegen so gut, weil hier die Kraftfahrzeugführer nicht mit Anforderungprofilen ( Ausnahme LKW-Fahrer, weil die mit ihrem Gefährt nicht in jeder Sackgasse wenden können ) unterschieden werden müssen. Jeder der einen Führerschein besitzt, kann alle verfügbaren Straßen ohne Einschränkung befahren.
Alle, die nach einer komplett routingfähigen Karte rufen, sollten sich am OSM-Projekt und der damit verbundenen Datenerfassung beteiligen.
Wobei es auch dort nie zur vollsten Zufriedenheit funktionieren wird, denn der oben beschriebene, umgestürzte Baum ist möglichwerweise im Herbst 2010 weggeräumt. Das müsste regelmässig jemand checken und die Kartendaten entsprechend korrigieren.
Der Schwarzwaldverein pflegt und markiert ca. 25.000 km Wegstrecken.
Das ist geschätzt etwa ein Fünftel aller im Schwarzwald vorhandenen Wege. Zur Wegunterhaltung, hier im wesentlichen Wegausschilderungen, ist ein großer Teil der Vereinsmitglieder regelmässig unterwegs.
Woher soll ein Kartenanbieter die für alle Wege notwendigen Daten bekommen ?
Grüße, verbunden mit der Hoffnung das wegen des "autoroutinggejammers" der Wald nicht asphaltiert wird.
Wolfgang aus Freiburg
p.s. Routing im Kreisverkehr sollte jedoch funktionieren