Zitat von paul-josef@15.01.2006 - 18:50
Na, dann will ich auch mal etwas polemisch sein.
es gibt eigentlich zwei Arten von Motorradfahrern: die einen haben sich etwas vom alten Pioniergeist bewahrt und wollen selbst entdecken und erforschen. Sie bewegen sich gern abseits ausgetretener Pfade. Darum unterziehen sie sich der Mühe, ihre Strecken selbst auszuwählen. Sie bedienen sich dabei vielfältiger Hinweise und Quellen: den Empfehlungen von Freunden, eigenen Erkenntnissen, Software wie dem MTP, Landkarten, dem Internet, Reiseberichten, etc. Das alles nehmen sie als Anregung, um dann ihre ganz persönliche Traumstrecke abzustecken. Zum Abfahren dieser bedienen sie sich eines Navigationsgeräts, mittels dessen sie auch ihren tatsächlich gefahrenen Weg aufzeichnen, um später zuhause diesen mit ihrer Planung zu vergleichen und so im Laufe der Zeit immer besser zu werden. Sie entwickeln ein intuitives Verhältnis zur Planung von Motorradrouten und erzielen eine immer höhere Annäherung an ihren Traum von der ultimativen Strecke.
Motorradfahrern der anderen Kategorie genügt es nachzumachen, was tausende vor ihnen schon getan haben. Sie lassen beispielsweise den MTP eine Route errechnen, verstehen diese aber nicht als Anregung, sondern als Anweisung. Das die touristisch grün markierten Strecken in Landkarten doch bereits die Wertung und Interpretation eines Redakteurs darstellen, ist ihnen dabei nicht bewusst. Sie sind ständig auf der Suche nach bereits fertig ausgearbeiteten Touren, ohne die sie völlig hilflos wären. Sie schließen sich auch gern organisierten Reisen an und lassen dabei ihr Gepäck mit einem Begleitbus von einer vorgebuchten Unterkunft zur nächsten transportieren. Sie bevorzugen Navigationsgeräte, die ihnen möglichst wenig Spielraum für eigene Einstellungen und Entscheidungen lassen, sie könnten ja sonst einen Fehler begehen, und folgen deren Anweisungen absolut genau...
Lieber Lupus, was heißt schon "gut Motorrad fahren"? Möglichst schnell? Das bin ich der Vorsicht halber doch ohnehin nur auf mir gut bekannten Hausstrecken und die plane ich für gewöhnlich nicht vorher aufwendig. Ziel ist doch ein maximaler Lustgewinn, und da hat eben jeder seine eigenen Prioritäten. Die Planung und Nachbereitung ist doch nicht alternativ zum echten Fahren, sondern dient der Erweiterung der Freude in die Zeiten hinein, die ohnehin motorradlos wären. Nachts, oder bei schlechtem Wetter beispielsweise. Es gibt doch die Vorfreude auf die kommenden Erlebnisse bei der Planung und die schönen Erinnerungen, die bei der Nachbereitung sehr intensiv erlebt werden. Ich habe noch nie bei bestem Moppedwetter den Bock stehen lassen und mich stattdessen lieber an den Rechner gesetzt.
Jeder soll das doch machen, wie er will. Genausowenig wie das beste Motorrad oder das beste Navigationsgerät gibt es die beste Art der Routenplanung. Ankommen tun wir doch alle und der Spaß dabei ist ohnehin nur ganz individuell und persönlich erlebbar.
"feel the rain on your skin, no one else can do it for you"
paul-josef