Achtung:
Der nachfolgende Beitrag ist lang und enthält evtl. schon längst bekannte Details, die dann den Leser langweilen könnten. Wer also gerade müde ist, sollte entweder einen starken Kaffee kochen, nicht weiterlesen oder ein Kissen auf die Tastatur legen um:
- die Tastatur vor dem aufschlagenden Kopf zu schützen
- den Kopf vor dem harten Aufprall auf der Tastatur zu schützen
Alles anzeigenMacht doch bitte mal ein Test, indem Ihr das Gerät bei euch in die Fensterbank stellt mit folgenden Einstellungen:
1. Barometermodus auf "Variable Höhe"
2. Autokalibrierung auf "ON"
3. Lest einmalig die GPS-Höhe bei einem guten Fix ab und notiert diese (
GPS-Höhe könnt Ihr ja einfach einmalig ablesen, auf die ganz genau Höhe kommt es ja nicht an)
4. Gebt per manueller Kalibrierung eine Startüberhöhung von 200m vor (also eure echte Höhe +200m als manuelle Barometerhöhe vorgeben).
5. Trackaufzeichnung: Aufzeichnungsart auf "Zeit"
6. Trackaufzeichnung: Intervall auf "1min".
Hallo Andreas,
das Thema läßt mir doch auch keine Ruhe und daher habe ich mal Deinen Test nachvollzogen. Meine Höhe hier ist etwa 266m ->
- Höhenmesser auf 466m gestellt
- Barometermodus auf "Variable Höhe"
- Autokalibrierung auf "ON"
- Trackaufzeichnung: Intervall auf "1min"
Ergebnis (Softwareversion 3.10 / GPS SW Version 2.90):
Die Anpassung folgt scheinbar ziemlich exakt der Funktion
Y=0,0311x^2 - 4,7862x + Ausgangshöhe
Nimmt man ein paar Außreisser heraus, bekommt man eine "rundere" Kurve und Funktion. Je nach Empfangsverhältnissen kann der zeitliche Verlauf natürlich auch etwas anders aussehen.
Das funktioniert aber nur bis zu einer Höhenabweichung von mx. 300m, bei z.B. 400m Höhendifferenz greift die Autokalibrierung nicht mehr.
Variable Höhe / Feste Höhe -> was will Garmin damit sagen?
Dann habe ich noch einen Test unternommen, was den Barometermodus angeht. Zunächst einmal habe ich mir überlegt, was es mit dem Barometermodus auf sich haben könnte.
Auch wenn Garmin die beiden Modi mit "Variable Höhe" bzw. "Feste Höhe" bezeichnet, dann hat das evtl. Auswirkungen auf die Höhendarstellung des Gerätes. In erster Linie sollte es aber einfach nur Einfluß nehmen auf die Art, wie das Gerät mit der eingebauten "Druckmessdose" umgeht. Den (Umgebungs-)Druck mißt das Gerät ja schließlich direkt, die Höhe (barometrisch) wird dann aber berechnet, ist also eine indirekte Größe, die nur indirekt mit dem Barometermodus in Verbindung stehen sollte.
Diese beiden Barometermodi sollten also nur einen Einfluß darauf haben, welche Höhe das Gerät zur Berechnung des auf Meereshöhe reduzierten Luftdruckes heranzieht:
- eine variable Höhe
- eine fixe Höhe
Zu dem Begriff "Barometermodus" fallen mir allgemein gesprochen (nicht speziell auf das Gerät bezogen) eigentlich erstmal nur 3 verschiedene ein:
1. Die langfristige, traditionelle Sicht
Hier hat man einen "mechanischen" Barometer im Gepäck, notiert sich Abends den aktuellen Umgebungdruck und vergleicht ihn mit dem Druck am nächsten Morgen. Diese Beobachtungen können natürlich auch über längere Zeiträume von Hand aufgezeichnet werden. Bergsteiger haben damit "früher" die Wetterentwicklung versucht vorauszusehen und entsprechend die Bergtour geplant.
Der reduzierte Luftdruck ist hier nicht ablesbar und kann nur manuell berchnet werden. Da das auf einer Bergtour kaum der Praxis entspricht, verläßt man sich lieber auf die Deutung der Luftdruckentwicklung.
Auf dieser Basis funktionieren auch viele mechanische Höhenmesser, welche jedoch bei Wetterumschwüngen unterwegs falsche Höhenwerte anzeigen. Die Orientierung zu behalten fällt dann extrem schwer.
2. Einzug der Elektronik
Seit vielen Jahren gibt es nun Barometer, welche
- den Luftdruck aufzeichnen
- nach Vorgabe einer "festen Höhe" den auf Meereshöhe reduzierten Luftdruck berechnen und anzeigen
- eine Wetterprognose anzeigen
- etc.
Diese Barometer machen allerdings nur Sinn, wenn man sich an einem festen Ort mit bekannter Höhe befindet -> feste Höhe.
Fazit: An festen Orten ist diese Art Barometer sehr gut zur Beurteilung von Luftdruck- und Wetterentwicklung geeignet. Der reduzierte Luftdruck kann direkt abgelesen werden (Hoch-/Tiefdruck).
3. Barometer und GPS
Die unter 2. aufgeführten Geräte sind ziemlich unbrauchbar, sobald man einen festen Ort mit bekannter Höhe verläßt und die Höhe sich damit permanent ändert (variable Höhe). Hier hilft das GPS, indem es permanent die aktuelle Höhe liefert, welche dann zum Höhenmesserabgleich herangezogen werden kann -> ideal
Zwischenfazit: An Orten mit "variabler Höhe"
- ist diese Art Barometer sehr gut zur Beurteilung von Luftdruck- und Wetterentwicklung geeignet
- der reduzierte Luftdruck kann direkt abgelesen werden (Hoch-/Tiefdruck)
- der reduzierte Luftdruck bleibt bei sich ändernder Höhe konstant (stabile Wetterlage vorausgesetzt)
- die recht sprunghafte GPS-Höhe kann über denn Barometer geglättet werden, wodurch man zusätzlich permanent eine sehr exakte Information zu der aktuellen Höhe erhält
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Soweit meine theoretische Vorstellung von einem Barometermodus. Das 60cSX sollte nun eigentlich alle 3 Barometermodi beherrschen.
Modus 1:
Der Umgebungsdruck kann direkt abgelesen werden -> ok
Modus 3:
Durch den eingebauten Barometer, erfüllt das 60cSX alle Punkte dieses Modus. Im Gerät ist dazu der Modus "Variable Höhe" und Autokalibrierung auf "ein" einzustellen.
Was ist aber nun mit Modus 2?
Hier müßte sich das Gerät zunächst einmal so verhalten wie es Dieter beschrieb:
- Feste Höhe: Der Barometer interpretiert die gemessenen Luftdruckveränderungen als rein wetterbedingt. ...
Der Barometer wäre somit von der GPS-Höhe entkoppelt. Der auf Meereshöhe reduzierte Druck würde aus der fixen Höhe und dem Umgebungsdruck berechnet. Bei einer Höhen- und damit Luftdruckänderung müßte die Anzeige des reduzierten Luftdruckes sich entsprechend der Höhenänderung ändern.
Bliebe noch zu klären,
- welche Höhe denn nun als "Feste Höhe" verwendet wird
[INDENT]a) Höhe (GPS- oder barometrische?) beim ersten Fix nach dem Einschalten?[/INDENT][INDENT]b) oder die Höhe beim um-/einschalten vom Modus "Feste Höhe"?[/INDENT]
- ob dann der relative Luftdruck auf Basis dieser festen Höhe berechnet wird
Dazu habe ich einen kurzen Test auf Teilen der "Rund um den Henninger Turm-Strecke" unternommen
Zunächst im Barometer Modus "Variable Höhe":
Beim ersten Fix bin ich zu Hause auf 266m. Der relative Luftdruck liegt hier bei 1007,0 mBar. Der Startpunkt der Rundtour liegt auf 403m. Bis dorthin hat die Anzeige des relativen Luftdrucks kein bißchen gezuckt. Ich fahre eine kleine Rundtour von immerhin rund 400 Höhenmetern und der reduzierte Luftdruck schwankt höchstens mal zwischen 1007,0 mBar und 1007,1 mBar. Perfekt, im Modus "variable Höhe" arbeitet das Gerät erwartungsgemäß und besser.
Barometer Modus "Feste Höhe":
Ich beende die erste Runde und schalte um auf "Feste Höhe". Der reduzierte Druck sinkt schlagartig auf 991 mBar. Während der Runde schwankt der reduzierte Luftdruck entsprechend der Höhenänderung. Alles erwartungsgemäß. Aber wie kommt das Gerät auf einen reduzierten Luftdruck von 991 mBar? Das ist nur mit der barometrischen Höhenformel klärbar. Verrechne ich nun den angezeigten reduzierten Luftdruck mit dem Umgebungsdruck, komme ich auf eine "feste Höhe" von 265m. Das entspricht exakt der Höhe, an der das Gerät seinen ersten Fix hatte.
Update: Der Vollständigkeit halber: Der Umgebungsdruck am Startpunkt auf 403m Höhe war übrigens 960 mBar.
Nach weiteren Tests komme ich zu dem Schluß, daß das Gerät als "feste Höhe" die Höhe
- des ersten Fixes nach dem Einschalten festhält
- die herangezogene Höhe die GPS-Höhe ist
Fazit:
Der Barometer Modus "Feste Höhe" ist sinnvoll, wenn:
- man einen schönen Track beim Fliegen haben will
- oder aber man das Gerät nach dem oben angeführten Modus 2 benutzen will
Gruß
Stefan